Motorische Entwicklung und Kinderphysiotherapie

Kinderphysiotherapie ist ein aktiver, elternbeteiligter und evidenzbasierter Ansatz zur Behandlung von physischen und sensorischen Problemen bei Kindern. Ein Kinderphysiotherapeut nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse und eine gründliche Funktionsanalyse, um die Ursache der motorischen Probleme des Kindes zu ermitteln. Sobald die Ursache gefunden ist, werden gezielte, individuell angepasste Übungen eingesetzt, um die Ursache zu beheben, sodass sich der Körper und das Nervensystem des Kindes an einen neuen Normalzustand gewöhnen. Ziel der Kinderphysiotherapie ist es, die Bewegungsfreude und Bewegungsfreiheit des Kindes zurück zu gewinnen oder zu steigern. Freude an Bewegung entsteht, wenn ein Kind seinen Körper frei einsetzen und gleichberechtigt mit anderen Kindern an Aktivitäten teilnehmen kann.

Kinderphysiotherapie ist natürlich keine schnelle Lösung, aber sie wirkt nachhaltig, weil Muskeln und Nervensystem optimale Bewegungsmuster (wieder-) erlernen. Babys werden nämlich auf einem “motorischen Kurs” geboren, der sie durch eine Reihe von Meilensteinen der motorischen Entwicklung führt. Manche Babys kommen jedoch von diesem motorischen Entwicklungskurs ab, z.B. aufgrund einer muskulären Dysbalance (z.B. Lieblingsseite), Verspannungen, Frühgeburt, geringem Muskeltonus oder anderen Problemen. In der Babyphysiotherapie geht es darum, das Baby wieder auf den motorischen Kurs zu bringen, damit es die kommenden Meilensteine erreicht und damit wieder eine solide Basis für die weitere motorische Entwicklung hat. Zu diesem Zweck habe ich spezielle Trainingsprogramme entwickelt, die einfache, alltägliche Übungen beinhalten, um die motorische Entwicklung deines Kindes wieder auf Kurs zu bringen. Und wenn der Körper wieder so funktioniert, wie er soll, wirkt sich das positiv auf die Freude an Bewegung, an Spiel und Spaß und auf die Gesundheit aus.

Motorische Entwicklung, Kinderphysiotherapie
Sensorische Integration

Die sensorische Integration ist ein wichtiger Bestandteil der Baby- und Kinderphysiotherapie. Sowohl als Mutter von zwei als auch als Kinderphysiotherapeutin habe ich ein besonderes Interesse an diesem Thema. Als Mutter habe ich jahrelang täglich sensorische Integrationsübungen mit meinem Sohn gemacht und als Kinderphysiotherapeutin habe ich unzähligen Eltern beigebracht, Übungen zur sensorischen Integrations in den Familienalltag zu integrieren. Sensorisches Integrationstraining ist übrigens auch oft wichtiger Teil des multidisziplinären Ansatzes für Kinder mit ADHS, ADS, Ängsten, Autismus oder anderen Diagnosen, insbesondere wenn das betroffende Kind bestimmte Sinneseindrücke sucht oder bewusst vermeidet.

Verletzungen

Vor meiner Ausbildung zur Kinderphysiotherapeutin habe ich 15 Jahre lang als allgemeine klinische Physiotherapeutin gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich eine umfassende Ausbildung in den Bereichen Sportverletzungen, Funktionsanalyse, dynamische Stabilität, Nacken- und Rückenprobleme und Differentialdiagnose erhalten. Daher habe ich ein relevantes Ausbildungsprofil, um Kindern mit verschiedenen Verletzungen zu helfen.

Sensorische Integration
Beispiele für Anwendungsgebiete der Kinderphysiotherapie:
  • Plattkopf (Brachyzephalie)
  • Schiefkopf (Plagiozephalie)
  • Lieblingsseite
  • Unfreiwillige Rückenwölbung / Rückenüberstreckung
  • C-form / Bananenform (Körper seitlich gebogen wie ein C)
  • Herausforderungen während der Bauchlage
  • Muskulärer Schiefhals (kongenitaler muskulärer Torticollis)
  • Frühgeburt
  • Geringer Muskeltonus / schlaffes Baby (Hypotonie)
  • Verzögerte motorische Entwicklung
  • Asymmetrische motorische Entwicklung
  • Unruhe / Koliken
  • Motorische Unruhe und Schlafprobleme
  • Angeborener Klumpfuß
  • Beeinträchtigtes Gleichgewicht
  • Ungeschicklichkeit / motorische Unsicherheit
  • Hypermobilität
  • Schmerzen in Wachstumsschüben
  • Zehen-/Ballengang
  • Sportverletzungen
  • Nacken- oder Rückenschmerzen
  • Sensorische Integration / sensorische Verarbeitungsstörung
  • Hochsensible Kinder (z. B. mit ADHS, ADS, Autismus)
  • Rehabilitation nach Verletzungen oder Operationen

Das Neueste auf Instagram

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Über mich

Mein Name ist Maria Schultz Appelt und ich wurde 1981 in Westdänemark geboren. Ich bin mit meinem deutschen Mann Uwe verheiratet und wir haben zusammen zwei wunderbare Kinder, Oscar (August 2014) und Isabella (Januar 2017). Im Herzen bin ich Physiotherapeutin und meine Passion ist die motorische Entwicklung für Freude an Bewegung.

Maria Schultz Appelt
Ausbildung

Ich habe im Januar 2007 meinen Abschluss als Physiotherapeutin an der Universität Aarhus in Dänemark gemacht. In meinen ersten 10 Jahren als klinische Physiotherapeutin habe ich eine lange Reihe von Weiterbildungen in manueller Therapie, Sportphysiotherapie, dynamischer Stabilität und MDT (Mckenzie-Methode für Nacken- und Rückenschmerzen) absolviert.

Seit 2016 konzentriere ich mich auf nationale und internationale Kurse in pädiatrischer Physiotherapie. Ich habe Weiterbildungen an der Dänischen Gesellschaft für Kinderphysiotherapie absolviert, darunter Diagnostikkurse und verschiedene Kurse in Manueller Therapie für Säuglinge und Kleinkinder. Außerdem habe ich einen Kurs in Pädiatrischer Dynamischer Neuromuskulärer Stabilisierung (DNS) absolviert, der eine wertvolle Verbindung zwischen der dynamischen Stabilität für Erwachsene und ihrer Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern herstellt.

Einen großen Teil meiner Spezialisierung auf Kinderphysiotherapie habe ich darüber hinaus durch Erfahrung und Selbststudium erreicht. Einen sehr effektiven Weg des Selbststudiums habe ich in meinem Instagram-Profil gefunden. Mein erstes bescheidenes Update habe ich im März 2020 während des ersten COVID-19 Lockdowns gepostet. Als die Zahl meiner Follower wuchs, wuchs auch die Zahl der Fragen in meinem Posteingang. Meine Follower waren großzügig mit den Themen, über die sie von mir hören wollten, und im Zweifelsfall habe ich in wissenschaftlichen Artikeln recherchiert, um den Eltern die Zusammenhänge verständlich zu erklären.

Maria Schultz Appelt
Evidenzbasierte Physiotherapie

Evidenzbasierte Behandlung bedeutet für mich, dass die Behandlung, die dein Kind von mir erhält, mit der Behandlung im öffentlichen Gesundheitssystem übereinstimmt. Dänemark hat übrigens eines der besten Gesundheitssysteme der Welt und es ist staatlich. Es ist mir sehr wichtig, dass meine Professionalität und die Ratschläge, die ich den Eltern gebe, evidenzbasiert sind und der Best Practice in Dänemark entsprechen. Du wirst von mir nichts über alternative Behandlungsmethoden hören. Diese mögen ihre Berechtigung haben, sind aber nicht meine Praxis, da ich der Meinung bin, dass ich als lizenzierte Physiotherapeutin die Verantwortung habe, meine Praxis und Behandlung wissenschaftlich zu rechtfertigen.

Dasselbe gilt für mein Instagramprofil. Ich habe mir selbst versprochen, dass ich, bevor ich etwas poste und bevor ich die Fragen meiner Follower beantworte, gründlich recherchiere, evidenzbasierte Ansätze finde und nur Best Practice-Wissen in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Dänischen Gesundheitsbehörden teile.

Um beides zu erreichen, halte ich mich über die neuesten Erkenntnisse auf dem Laufenden und nehme an den Jahrestagungen und verschiedenen Fachforen der Dänischen Gesellschaft für Kinderphysiotherapie teil.

Maria Schultz Appelt

Häufig gestellte Fragen

Plattkopf und einseitiger Plattkopf (= Schiefkopf) sind häufige Symptome bei Babys mit einer Lieblingsseite und bei Säuglingen mit unfreiwilliger Rückenwölbung. Du solltest einen Arzt oder Therapeut/in aufsuchen, der traditionelle physiotherapeutische Methoden anwendet und dir Übungen mitgibt, die du zu Hause mit deinem Baby durchführen kannst. Die manuelle Therapie kann ebenfalls sehr wichtig sein, sollte aber nicht allein angewendet werden. Es ist wichtig, an der Stärkung, Mobilisierung und Dehnung der richtigen Muskeln zu arbeiten. Für die motorische Entwicklung des Kindes ist es außerdem wichtig, dass der Therapeut/in darauf achtet, dass beide Körperhälften symmetrisch arbeiten, und entsprechende Übungen anbietet, wenn dies nicht der Fall ist.

Kraniosynostose ist eine Fehlbildung des Schädels, bei der eine oder mehrere Knochennähte vorzeitig verwachsen. Die Kraniosynostose kann eine isolierte Fehlbildung sein oder Teil eines Syndroms, bei dem das Kind Fehlbildungen an anderen Organen hat, was allerdings extrem selten ist.

Ich habe im Laufe der Jahre viele Kinder mit verschiedenen Arten der Kraniosynostose gesehen. Die häufigste Form ist die Skaphozephalie, bei der die Nähte entlang der Mittellinie des Schädels (von vorne nach hinten) zu früh zusammenwachsen und damit den Schädel daran hindern, seitwärts zu wachsen. Infolgedessen wächst der Schädel nur nach vorne und hinten, was zu einem länglichen und schmalen Kopf führt. Die Kraniosynostose kann auch als Koronalsynostose oder Lambdasynostose auftreten, was zu einem asymmetrischen oder deformierten Schädel führen kann. In den meisten Fällen ist der Zustand rein kosmetisch. Es ist jedoch wichtig, die Entwicklung der Kraniosynostose von einem Kinderarzt/einer Kinderärztin überwachen zu lassen, der/die die Entwicklung regelmäßig messen und beurteilen kann.

Der muskuläre Schiefhals, in der Fachsprache Torticollis genannt, ist eine angeborene Kontraktion des Musculus Sternocleidomastoideus. Er befindet sich an der Seite des Halses und hat die Aufgabe, den Nacken (von Ohr zu Schulter) auf zu neigen und den Hals auf die gegenüberliegende Seite zu drehen. Wenn ein Kind zum Beispiel mit einem angespannten Muskel auf der rechten Seite geboren wird, neigt sich der Kopf des Kindes nach rechts und dreht sich nach links. Torticollis ist ein Muskelproblem, das behandelt werden muss, indem der angespannte Muskel gedehnt und der Muskel auf der gegenüberliegenden Seite gestärkt wird, bis die Symmetrie wiederhergestellt ist. Die Forschung zeigt, dass eine Kombination aus elterlicher Anleitung und Babygymnastik die beste Wirkung bei Torticollis hat. Wissenschaftliche Resultate für die Wirksamkeit der manuellen Therapie sind begrenzt.

Sensorische Integration ist die Fähigkeit des Gehirns/Nervensystems, sensorische Informationen zu sortieren, zu organisieren und zu verarbeiten, damit wir angemessen darauf reagieren können.

Ja, kein Zweifel. Nicht lebensbedrohlich wichtig, aber wichtig für die motorische Entwicklung. Jeder Meilenstein, den dein Kind erreicht, ist eine Voraussetzung für die Qualität der Entwicklung des nächsten Meilensteins.

Nein. Normalerweise bin ich nur beratend tätig, d.h. du machst das Training mit deinem Kind zu Hause. In der Physiotherapie ist das, was wir täglich tun, was wir selbst in die Hand nehmen, was wir verstehen und worin wir einen Sinn sehen, eine langfristige Motivation schafft und damit seine Wirkung erzielt. Meine wichtigste Aufgabe ist es daher, mein Wissen mit dir zu teilen, dir die Zusammenhänge zu erklären und dir die richtigen Werkzeuge (gymnastische Übungen) an die Hand zu geben, um dich zu motivieren, die Übungen mit deinem Kind zu Hause durchzuführen.

Ich bin allerdings auch sehr realistisch, was im Familienalltag mit Kindern möglich ist. Deshalb biete ich, wenn möglich, immer Übungen an, die in die Spielzeit integriert werden können. Außerdem ist es wichtig, die Kinder in alltägliche Aktivitäten einzubeziehen, die in den Trainingsrahmen passen, so dass Bewegung und motorische Entwicklung ein natürlicher und fester Bestandteil des Alltags werden. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Ansatz viel bessere Ergebnisse erzielt, als wenn das Kind einmal in der Woche in einer fremden Umgebung trainiert. Ich interessiere mich sehr für Motivationspsychologie und eine meiner Stärken ist es, meine Patienten zu motivieren.

Nein, normalerweise nicht. Alle Übungen, die du von einem Kinderphysiotherapeuten bekommst, sind an die Muskulatur deines Babys angepasst und haben zum Ziel, die Muskulatur deines Babys zu stärken. Deshalb nutzen viele Eltern meine Übungsprogramme auch als Inspiration für Aktivitäten mit ihrem Baby für die manchmal langen Tage während der Elternzeit. Die Übungen gegen motorische Unruhe und zur sensorischen Integration sind ebenfalls für alle Kinder geeignet, da sie eine allgemeine beruhigende sensorische Stimulation bieten, die zu mehr körperlicher und geistiger Ruhe führt.

Spezielle Gleichgewichtsübungen können allerdings übertrieben werden und dann z.B. Übelkeit erzeugen.

Wenn dein Kind generell ein starkes Bedürfnis nach sensorischer Stimulation hat, um einschlafen zu können, ist das oft ein Zeichen dafür, dass es von Übungen profitieren kann, die diese “hungrigen” Sinne stimulieren und dem Körper helfen, zur Ruhe zu kommen. Es ist wichtig zu wissen, dass motorische Unruhe völlig normal ist und KEINE Diagnose darstellt. Heute wissen wir jedoch, dass weder Eltern noch Babys unruhigen Schlaf akzeptieren müssen, sondern dass wir mit dieser Unruhe arbeiten können, um wieder einen guten Schlaf zu erreichen.

Übungen zur sensorischen Integration sollten jedoch nur als ein Werkzeug im Werkzeugkasten betrachtet werden. Denn man sollte immer auch andere Gründe für schlechten Babyschlaf in Betracht ziehen. Das können Magen- oder Ohrenprobleme sein, nächtliche Angstzustände, Melatoninmangel oder andere Störungen. In solchen Fällen sind die Übungen immer noch wichtig, aber sie sind nur ein Teil der Gesamtlösung. Als Ausgangspunkt sind die Übungen für alle Kinder relevant, die zu früh geboren wurden, ein Geburtstrauma erlitten oder einen längeren Krankenhausaufenthalt hinter sich haben.